LF06 Serviceanfragen bearbeiten
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Du kannst gerne unter meinem GitHub mithelfen.
Serviceanfragen bearbeiten ist das Herzstück vom IT-Service-Management. Du lernst hier, wie du als IT-Profi Anfragen strukturiert bearbeitest und Kunden zufrieden stellst.
Das baut auf ITIL auf und zeigt dir die praktischen Tools und Methoden, die du täglich brauchst.
I. Grundlagen der IT-Services
IT-Service bedeutet einfach: Du hilfst anderen bei Computer-Problemen. Entweder machst du das selbst oder ein externer Dienstleister macht es für dich.
Wichtig ist zu verstehen: Es gibt verschiedene Arten von Services - manche halten dein System am Laufen, andere bringen dich weiter.
Service-Arten nach Zweck
Run-the-Business-Leistungen
Das ist wie der Hausmeister - sorgt dafür, dass alles läuft wie gewohnt.
- Rechenzentrumsbetrieb - Server und Netzwerk am Leben halten
- Outsourcing - Jemand anderes macht deine IT-Arbeit
Change-the-Business-Leistungen
Das ist wie der Architekt - baut was Neues und macht dich besser.
- IT-Beratung - Experten sagen dir, wie du besser wirst
- Software-Entwicklung - Programmiert neue Tools nur für dich
Service-Kanäle
Kanal | Was passiert | Beispiel |
---|---|---|
Helpdesk | Telefon oder Online-Support | "Mein Drucker geht nicht" |
Live-Chat | Direkt mit Mensch sprechen | WhatsApp für IT-Probleme |
Chat-Bot | Computer antwortet automatisch | "Passwort vergessen? Klick hier" |
II. IT-Service-Management mit ITIL
ITSM ist wie ein Kochbuch für IT-Services. ITIL ist das bekannteste Kochbuch davon.
ITIL 4 ist die neueste Version und fokussiert sich auf Wertschöpfung statt nur Prozesse.
Service Value System
Das Service Value System ist wie eine Fabrik - rein kommt ein Problem, raus kommt eine Lösung die dem Kunden hilft.
ITIL 4 Leitprinzipien:
- Fokus auf Wertschöpfung - Bringt es dem Kunden was?
- Dort anfangen wo du bist - Was funktioniert schon?
- Iterative Weiterentwicklung - Kleine Schritte, schnelles Feedback
- Zusammenarbeit fördern - Keine Einzelkämpfer
- Ganzheitlich denken - Das große Bild sehen
- Einfach halten - Nicht komplizierter als nötig
- Optimieren und automatisieren - Erst besser machen, dann automatisieren
ITSM-Bereiche
Service Strategy
Der Plan: Was für Services willst du anbieten?
- Moderne Methoden wie Lean, Agile, DevOps
- Business-Relationship-Management - Gute Beziehung zu Kunden
Service Design
Das Design: Wie sollen die Services genau aussehen?
- Service-Level Management - SLAs definieren
- Capacity Management - Genug Power für alle
- Availability Management - System läuft wenn gebraucht
Service Transition
Der Umzug: Neue Services in den Live-Betrieb bringen.
- Release Management - Software-Updates kontrollieren
- Configuration Management - Was gehört zu was? (CMDB)
- Change Management - Änderungen über RFCs steuern
Service Operation
Der Alltag: Services am Laufen halten.
- Incident Management - Schnell Probleme lösen
- Problem Management - Warum ist das passiert?
- Infrastructure Monitoring - Computer überwachen Computer
III. Supportmanagement in der Praxis
Support ist wie eine Feuerwehr mit drei Ebenen - vom Erste-Hilfe-Kasten bis zum Notarzt.
Jede Ebene hat ihre Aufgabe und leitet weiter wenn sie nicht helfen kann.
Support-Level
First-Level-Support
Die Rezeption - erste Anlaufstelle für alles.
- Löst einfache Probleme sofort
- "Passwort zurücksetzen", "Drucker ist aus"
- Leitet komplexere Sachen weiter
Second-Level-Support
Die Spezialisten - können auch schwierige Sachen.
- Fachexperten für verschiedene Bereiche
- Lösen komplexere technische Probleme
- Schulen den First-Level-Support
Third-Level-Support
Die Profis vom Hersteller - wenn gar nichts mehr geht.
- Hersteller, Entwickler, externe Experten
- Schwerwiegende technische Probleme
- Kein direkter Kundenkontakt
Ticketsystem
Ein Ticketsystem ist wie ein Briefkasten - jedes Problem bekommt eine Nummer und wird verfolgt bis es gelöst ist.
- Nichts geht verloren
- Alle sehen den Status
- Kategorisierung möglich
- Nachverfolgung funktioniert
- Kostet Geld und Zeit
- Manchmal langsamer als Telefonat
- Muss erst eingerichtet werden
Eskalation
Wenn du nicht weiterkommst, gibst du das Problem nach oben weiter - das ist Eskalation.
Arten:
- Funktionale Eskalation - An höheres Support-Level
- Hierarchische Eskalation - An den Chef, wenn es politisch wird
IV. Serviceanfragen analysieren
Jede Serviceanfrage muss analysiert werden wie ein Detektiv - Was ist passiert? Wer ist betroffen? Wie dringend ist es?
Mit der richtigen Analyse löst du Probleme schneller und verhinderst dass sie nochmal passieren.
Analyse-Schritte
1. Kategorisierung
In welche Schublade gehört das Problem?
- Hardware-Problem - Server, Drucker, PC
- Software-Problem - Anwendung, Betriebssystem
- Netzwerk-Problem - Router, Switch, Internet
2. Klassifizierung
Wie groß ist das Problem?
- Typ: Was für Problem ist das genau?
- Umfang: Wie viele Leute sind betroffen?
- Betroffene Systeme: Welche Server oder Services?
3. Priorisierung
Wie schnell muss es gelöst werden?
Dringlichkeit | Auswirkung | Beispiel |
---|---|---|
Hoch | Hoch | Server komplett down |
Hoch | Niedrig | Ein PC geht nicht |
Niedrig | Hoch | Drucker druckt langsam |
Ursachenanalyse
5-Why-Methode
Frag fünfmal "Warum?" um die echte Ursache zu finden.
Beispiel:
- Warum ist der Server down? - Stromausfall
- Warum war Stromausfall? - USV defekt
- Warum war USV defekt? - Batterie leer
- Warum war Batterie leer? - Wartung vergessen
- Warum Wartung vergessen? - Kein Wartungsplan
DMAIC-Zyklus
Systematische Problemlösung in 5 Schritten.
- Define - Problem genau definieren
- Measure - Aktuellen Zustand messen
- Analyse - Hauptursachen finden
- Improve - Lösungen entwickeln
- Control - Überwachen dass es funktioniert
V. Kommunikation und Prozesse
Gute Kommunikation ist die halbe Miete - du kannst das beste technische Wissen haben, aber wenn du es nicht rüberbringst, hilft es nichts.
Besonders bei Serviceanfragen musst du mit frustrierten Menschen umgehen können.
RACI-Matrix
Wer macht was? Die RACI-Matrix sagt es dir.
- R - Responsible - Macht die Arbeit
- A - Accountable - Ist verantwortlich wenn's schief geht
- C - Consulted - Wird um Rat gefragt
- I - Informed - Wird informiert über Fortschritt
Kommunikationsarten
Synchron vs. Asynchron
- Synchron - Gleichzeitig (Telefon, Live-Chat)
- Asynchron - Zeitversetzt (E-Mail, Ticketsystem)
Deeskalation
- Aktives Zuhören - Lass sie ausreden
- Empathie zeigen - "Das verstehe ich"
- Ruhe bewahren - Nicht persönlich nehmen
- Lösungsorientiert - Was können wir tun?
Eisenhower-Prinzip
Wie entscheidest du was zuerst gemacht wird?
Wichtig | Nicht wichtig | |
---|---|---|
Dringend | Sofort machen | Delegieren |
Nicht dringend | Terminieren | Ignorieren |
VI. Praktische Tools und Techniken
Hier kommen die konkreten Werkzeuge die du täglich brauchst - von PXE-Boot für Installationen bis zu rechtlichen Grundlagen.
PXE-Boot
PXE ist wie ein Fernseher - du schaltest den Computer an und er holt sich sein Betriebssystem aus dem Netzwerk.
Anwendung:
- Mass-Deployment - 100 PCs gleichzeitig installieren
- Hardware-Diagnose - Testen ohne Festplatte
- Live-Systeme - Computer ohne eigenes OS starten
Prozess:
- Computer startet und sucht DHCP-Server
- DHCP-Server gibt IP-Adresse und Boot-Info
- TFTP-Server schickt Boot-Image
- Computer startet das Image
Service-Verträge
SLA (Service Level Agreement)
Ein SLA ist ein Vertrag der sagt: "So gut sind wir, und wenn nicht, gibt's Geld zurück."
Typische Inhalte:
- Verfügbarkeit - 99,9% Uptime
- Reaktionszeiten - Innerhalb 4 Stunden Antwort
- Support-Zeiten - Mo-Fr 8-18 Uhr
OLA vs. UC
Rechtliche Grundlagen
DSGVO und Datenschutz
Bei Serviceanfragen kommen oft persönliche Daten vor - die musst du schützen.
- Auftragsverarbeitung - Schriftlicher Vertrag nötig
- Technische Maßnahmen - Verschlüsselung, Zugriffskontrolle
- Löschpflicht - Daten nach Vertragsende löschen
Softwarelizenzen
- Netzwerklizenzen - Gleichzeitige Nutzer begrenzt
- Rechnergebunden - An bestimmten PC gebunden
- Benutzergebunden - An Person gebunden