Wirtschafts- und Sozialkunde (WiSo)
Der kürzeste Teil mit 60 Minuten und 100 Punkten (10%).
Hier wird dein Wissen über Arbeitsrecht, Sozialversicherung und Betriebswirtschaft geprüft.
Arbeitsrecht
Das Arbeitsrecht regelt die Beziehung zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer.
Arbeitsvertrag
Ein Arbeitsvertrag ist die Grundlage jedes Arbeitsverhältnisses.
Wichtige Inhalte:
- Vertragsparteien - Wer arbeitet für wen?
- Tätigkeitsbeschreibung - Was sind deine Aufgaben?
- Arbeitszeit - Wie viele Stunden pro Woche?
- Vergütung - Wie viel verdienst du?
- Urlaub - Wie viele Tage Urlaub?
- Kündigungsfrist - Wie lange vorher kündigen?
- Probezeit - Meist 6 Monate
Ein Arbeitsvertrag kann schriftlich, mündlich oder sogar durch konkludentes Handeln (stillschweigendes Verhalten) zustande kommen - aber schriftlich ist sicherer!
Arbeitszeit
Gesetzliche Regelungen zur Arbeitszeit schützen Arbeitnehmer vor Überarbeitung.
Arbeitszeitgesetz (ArbZG):
- Maximale Arbeitszeit: 8 Stunden pro Tag (48h/Woche)
- Ausnahme: Bis 10 Stunden erlaubt wenn durchschnittlich 8h in 6 Monaten
- Pausen: Bei 6-9h → 30 Min, über 9h → 45 Min Pause
- Ruhezeit: Mindestens 11 Stunden zwischen Arbeitstagen
- Sonntagsarbeit: Grundsätzlich verboten (Ausnahmen für bestimmte Branchen)
Kündigung
Beendigung des Arbeitsverhältnisses - es gibt verschiedene Arten.
Ordentliche Kündigung
Normale Kündigung mit Kündigungsfrist.
Kündigungsfristen:
- Probezeit: 2 Wochen
- Gesetzlich: 4 Wochen zum 15. oder Monatsende
- Nach Betriebszugehörigkeit: Verlängert sich für Arbeitgeber
Außerordentliche Kündigung (Fristlos)
Sofortige Kündigung bei wichtigem Grund.
Beispiele wichtiger Grund:
- Diebstahl
- Schwere Beleidigung
- Arbeitsverweigerung
- Tätlichkeiten
Kündigungsschutz
Nach 6 Monaten greift das Kündigungsschutzgesetz (bei >10 Mitarbeitern).
Kündigungsgründe müssen sozial gerechtfertigt sein:
- Personenbedingt: Krankheit, fehlende Qualifikation
- Verhaltensbedingt: Pflichtverletzungen
- Betriebsbedingt: Wirtschaftliche Gründe
Sozialversicherung
Das soziale Sicherungsnetz in Deutschland - schützt vor existenziellen Risiken.
Die 5 Säulen der Sozialversicherung:
Krankenversicherung
Sichert medizinische Versorgung bei Krankheit.
Leistungen:
- Arztbesuche
- Medikamente
- Krankenhausaufenthalte
- Vorsorgeuntersuchungen
Beitragssatz: Ca. 14,6% + Zusatzbeitrag (je zur Hälfte Arbeitgeber/Arbeitnehmer)
Pflegeversicherung
Finanziert Pflege im Alter oder bei Pflegebedürftigkeit.
Leistungen:
- Ambulante Pflege
- Stationäre Pflege
- Pflegegeld
Beitragssatz: Ca. 3,05% (Kinderlose +0,35%)
Rentenversicherung
Sichert Einkommen im Alter.
Leistungen:
- Altersrente
- Erwerbsminderungsrente
- Hinterbliebenenrente
- Rehabilitation
Beitragssatz: Ca. 18,6% (je zur Hälfte)
Arbeitslosenversicherung
Unterstützt bei Arbeitslosigkeit.
Leistungen:
- Arbeitslosengeld I
- Vermittlung in neue Arbeit
- Weiterbildungsmaßnahmen
Beitragssatz: Ca. 2,6% (je zur Hälfte)
Bezugsdauer:
- Unter 50 Jahre: Max. 12 Monate
- Über 50 Jahre: Bis 15 Monate
- Über 58 Jahre: Bis 24 Monate
Unfallversicherung
Schützt bei Arbeitsunfällen und Berufskrankheiten.
Besonderheit: Wird komplett vom Arbeitgeber gezahlt!
Leistungen:
- Heilbehandlung nach Arbeitsunfall
- Rehabilitation
- Verletztengeld
- Rente bei Erwerbsminderung
Beitragsbemessungsgrenze
Obergrenze für Sozialversicherungsbeiträge.
2025 (ca.):
- Kranken-/Pflegeversicherung: ~5.175€/Monat
- Renten-/Arbeitslosenversicherung: ~7.550€/Monat (West)
Einkommen über dieser Grenze ist beitragsfrei!
Wirtschaftsordnung
Wie funktioniert unsere Wirtschaft? Deutschland hat eine soziale Marktwirtschaft.
Soziale Marktwirtschaft
Marktwirtschaft mit sozialem Ausgleich - Freiheit + soziale Sicherheit.
Prinzipien:
- Freie Preisbildung - Angebot und Nachfrage regeln Preise
- Privateigentum - Du darfst besitzen und verkaufen
- Wettbewerb - Konkurrenz belebt das Geschäft
- Soziale Sicherung - Niemand soll durchs Netz fallen
- Staatliche Eingriffe - Wenn Markt versagt
Angebot und Nachfrage
Grundprinzip der Marktwirtschaft - bestimmt Preise.
Nachfrage:
- Je billiger, desto mehr wollen kaufen
- Je teurer, desto weniger kaufen
Angebot:
- Je höher der Preis, desto mehr wird produziert
- Je niedriger der Preis, desto weniger Produktion
Gleichgewichtspreis:
Der Preis wo sich Angebot und Nachfrage treffen.
Marktformen
| Marktform | Anbieter | Nachfrager | Beispiel |
|---|---|---|---|
| Monopol | 1 | Viele | Deutsche Bahn (teilweise) |
| Oligopol | Wenige | Viele | Mobilfunkanbieter |
| Polypol | Viele | Viele | Bäckereien |
Betriebswirtschaft
Wie Unternehmen wirtschaftlich handeln.
Rechtsformen
Die rechtliche Struktur eines Unternehmens.
Einzelunternehmen
Eigenschaften:
- Eine Person führt Unternehmen
- Vollständige Haftung mit Privatvermögen
- Einfache Gründung
- Alleinige Entscheidungsgewalt
Personengesellschaften
GbR (Gesellschaft bürgerlichen Rechts):
- Mindestens 2 Personen
- Persönliche Haftung aller Gesellschafter
- Keine Formvorschriften
OHG (Offene Handelsgesellschaft):
- Mindestens 2 Personen
- Unbeschränkte Haftung aller Gesellschafter
- Handelsregister-Eintrag nötig
KG (Kommanditgesellschaft):
- Komplementär: Unbeschränkte Haftung
- Kommanditist: Haftung nur mit Einlage
- Handelsregister-Eintrag
Kapitalgesellschaften
GmbH (Gesellschaft mit beschränkter Haftung):
- Haftung nur mit Firmenvermögen
- Mindestkapital: 25.000€
- Geschäftsführer leitet
- Notarielle Gründung
AG (Aktiengesellschaft):
- Haftung nur mit Firmenvermögen
- Mindestkapital: 50.000€
- Vorstand leitet, Aufsichtsrat kontrolliert
- Aktien können gehandelt werden
| Rechtsform | Haftung | Kapital | Gründung |
|---|---|---|---|
| Einzelunternehmen | Unbeschränkt | Keins | Einfach |
| GbR | Unbeschränkt | Keins | Einfach |
| OHG | Unbeschränkt | Keins | Handelsregister |
| GmbH | Beschränkt | 25.000€ | Notar |
| AG | Beschränkt | 50.000€ | Komplex |
Bilanz
Übersicht über Vermögen und Schulden eines Unternehmens.
Aufbau:
AKTIVA | PASSIVA
(Vermögen) | (Kapital)
------------------------------|---------------------------
Anlagevermögen: | Eigenkapital:
- Grundstücke | - Stammkapital
- Maschinen | - Rücklagen
- Fuhrpark |
| Fremdkapital:
Umlaufvermögen: | - Langfristige Kredite
- Vorräte | - Kurzfristige Verbindlichkeiten
- Forderungen |
- Kassenbestand |
Bilanzgleichung: Aktiva = Passiva
GuV (Gewinn- und Verlustrechnung)
Zeigt ob Unternehmen Gewinn oder Verlust gemacht hat.
Aufbau:
Umsatzerlöse
- Materialaufwand
- Personalaufwand
- Abschreibungen
- Sonstige Aufwendungen
+ Sonstige Erträge
= Betriebsergebnis
- Zinsen
- Steuern
= Jahresüberschuss/Jahresfehlbetrag
Datenschutz
Schutz personenbezogener Daten - eines der wichtigsten Themen in der IT.
DSGVO - Datenschutz-Grundverordnung
EU-weites Gesetz zum Datenschutz seit 2018.
Grundprinzipien:
- Rechtmäßigkeit - Datenverarbeitung braucht Rechtsgrundlage
- Zweckbindung - Daten nur für festgelegten Zweck
- Datenminimierung - Nur nötige Daten sammeln
- Richtigkeit - Daten müssen aktuell sein
- Speicherbegrenzung - Nicht länger als nötig speichern
- Integrität - Daten sicher speichern
Betroffenenrechte:
- Auskunftsrecht - Welche Daten werden gespeichert?
- Recht auf Berichtigung - Falsche Daten korrigieren
- Recht auf Löschung - "Recht auf Vergessenwerden"
- Recht auf Datenübertragbarkeit - Daten mitnehmen
- Widerspruchsrecht - Verarbeitung widersprechen
Bußgelder:
- Bis 20 Millionen Euro oder
- 4% des weltweiten Jahresumsatzes
BDSG - Bundesdatenschutzgesetz
Deutsches Datenschutzgesetz - ergänzt DSGVO.
Regelt:
- Datenschutzbeauftragter (ab 20 Personen mit Datenverarbeitung)
- Videoüberwachung
- Scoring-Verfahren
- Datenverarbeitung durch Behörden
TOM - Technisch-Organisatorische Maßnahmen
Konkrete Maßnahmen zum Schutz personenbezogener Daten.
Technische Maßnahmen:
- Verschlüsselung von Daten
- Zugangskontrollen
- Firewalls und Virenschutz
- Regelmäßige Backups
- Sichere Passwörter
Organisatorische Maßnahmen:
- Schulung der Mitarbeiter
- Zugriffsbeschränkungen
- Löschkonzepte
- Vertraulichkeitserklärungen
- Datenschutz-Folgenabschätzung
Vertragsrecht
Rechtliche Grundlagen von Verträgen - wichtig für IT-Projekte.
Kaufvertrag
Verkäufer übergibt Ware, Käufer zahlt Preis.
Pflichten Verkäufer:
- Ware liefern
- Mangelfreie Ware
- Eigentumsübertragung
Pflichten Käufer:
- Kaufpreis zahlen
- Ware abnehmen
Gewährleistung:
- Neuware: 2 Jahre
- Gebrauchtware: Mindestens 1 Jahr
- B2B: Kann verkürzt werden
Werkvertrag
Auftragnehmer erstellt ein Werk, Auftraggeber zahlt nach Fertigstellung.
Beispiel: Software-Entwicklung mit festem Ergebnis
Eigenschaften:
- Erfolgsgeschuldet - Werk muss fertig werden
- Zahlung erst nach Abnahme
- Nachbesserungsrecht bei Mängeln
- Gewährleistung
Dienstvertrag
Auftragnehmer schuldet Tätigkeit, nicht Erfolg.
Beispiel: IT-Beratung, Support
Eigenschaften:
- Tätigkeitsgeschuldet - Bemühen reicht
- Zahlung für geleistete Zeit
- Keine Gewährleistung
- Kann jederzeit gekündigt werden
| Vertragsart | Geschuldet | Zahlung | Beispiel |
|---|---|---|---|
| Kaufvertrag | Ware | Sofort | Software-Lizenz kaufen |
| Werkvertrag | Erfolg | Nach Abnahme | Software entwickeln lassen |
| Dienstvertrag | Tätigkeit | Nach Zeit | IT-Berater beauftragen |
Mitbestimmung
Arbeitnehmer haben Mitspracherecht im Unternehmen.
Betriebsrat
Vertretung der Arbeitnehmer im Betrieb.
Ab wann:
- Betriebsrat kann gewählt werden ab 5 wahlberechtigten Arbeitnehmern
- Mindestens 3 müssen wählbar sein
Aufgaben:
- Überwacht Einhaltung von Gesetzen
- Mitbestimmung bei sozialen Angelegenheiten
- Beteiligung bei Kündigungen
- Interessenvertretung der Arbeitnehmer
Mitbestimmungsrechte:
- Zustimmungspflichtig: Arbeitszeit, Urlaubsplan, Überstunden
- Informationsrecht: Personalplanung, wirtschaftliche Lage
- Beratungsrecht: Umbauten, neue Technologien
Tarifvertrag
Vertrag zwischen Gewerkschaft und Arbeitgeberverband.
Regelt:
- Mindestlöhne
- Arbeitszeiten
- Urlaubstage
- Kündigungsfristen
- Sonderzahlungen
Arten:
- Flächentarifvertrag: Für ganze Branche
- Haustarifvertrag: Für einzelnes Unternehmen
Tarifautonomie:
Gewerkschaften und Arbeitgeber können frei verhandeln - Staat mischt sich nicht ein.
Du hast jetzt eine umfassende Zusammenfassung für die AP2-Prüfung! Diese Zusammenfassung deckt alle drei Teile ab:
- Teil 1: Softwareplanung, Architektur, UML, Datenbank, Security
- Teil 2: SQL, Algorithmen, OOP, Testing, Datenstrukturen
- Teil 3: Arbeitsrecht, Sozialversicherung, Wirtschaft, Datenschutz